S' BADL erzählt
1640 - das ist das Jahr, an dem ich ungefähr erbaut wurde. In all dieser Zeit hat sich vieles getan und meine Mauern können viele Geschichten erzählen.
Ich habe das große Glück, dass man mich liebt, hegt und pflegt. Meine Besitzer-Familie und ich beherbergen viele nette Menschen, die eine gute und besondere Zeit bei mir verbringen. Sie schlafen gut und sicher unter meinem Dach und tragen bei zu neuen Erlebnissen und neuen Geschichten...
S' ENTBRÜCKLER BADL
1676 war das Badl zum ersten Mal in den Schlagzeilen. Ein BADER eröffnete eine Heilpraxis mit Badstube, nämlich "DAS BADL" und neidische Berufsgenossen legten Beschwerde ein. Das Bad mit Heilquelle gedieh jedoch prächtig und nach dem Tod des Baders führte die Familie den Betrieb, mit Wundarzt und Barbier Johann Knoll, dem "Chirurg enter der Brücke" weiter, der 86 Jahre alt wurde.
Das Haus verfügte schon damals über 4 Quartiere und eine Badstube. Mit der Zeit wandelte es sich vom Kur- in ein Badhaus, das "Entbrückler Badl". Es kam nun weniger auf die Heilkraft des Mineralwassers an, als auf die Gelegenheit zur Erholung, guter Luft, heilsamer Ruhe und Badekuren.
S' BADL als Wirtshaus
Auch die gesteigerten medizinischen Ansprüche führten zur Stillegung vieler kleiner Badeanstalten. Mit Aufkommen der Sommerfrische wurde aus dem Haus ein Wirtshaus mit Schankgarten und Schießstätte, welches 1899 von Lorenz Knapp gekauft wurde.
Er stammte aus dem Pustertal in Südtirol, war das jüngste von 7 Waisenkindern und wuchs nach dem Tod der Eltern bei einer Bauernfamilie auf. Er lernte verschiedene Handwerke und war ein tüchtiger Mann. Mit seiner ersten Frau hatte er 2 Kinder, darunter Lenz - der ihm als Badl-Chef nachfolgen sollte. Schon früh Witwer heiratete er 20 Jahre später wieder und noch 3 Mädchen wurden geboren, darunter Paula.
Lorenz baute um, erneuerte die Zirben-Stuben und damaligen Fremdenzimmer , gestaltete den Schankgarten mit 300 Sitzplätzen neu. Es wurden viele Großveranstaltungen von Hall in diesem schönen Garten abgehalten. 1903 fand die 600 Jahrfeier der Stadterhebung Hall im Gastgarten statt, ein Höhepunkt in der Laufbahn von Lorenz Knapp. Mit harter Arbeit und viel Fleiß machte er aus dem BADL einen gutbürgerlichen Gasthof.
Existenzkämpfe
.. gab es viele während der Kriegsjahre. Ab 1914 war im Badl das Militär einquartiert, zusammen mit der Regimentskapelle.
Während diesen Jahren erhielt das Badl den Pachtvertrag für die Militärkantine. Gegen Ende des 1. Weltkrieges wurden vorübergehend viele Flüchtlinge im Gasthof untergebracht.
Die Wirtschaftslage war sehr schlecht, das Kriegsende - ein verlorener Krieg, Arbeitslosigkeit und Armut. Sudtirol wurde den Italienern zugesprochen, Lorenz und Josefine Knapp, beide aus Sudtirol stammend, verkrafteten das sehr schwer. Es war eine traurige Zeit , es kam dann zur Inflation und viele Leute verloren ihre ganzen Ersparnisse. Glücklicherweise erhielt das Badl 1925, nun unter Sohn Lenz Knapp, zusätzlich das Zipfer Bier Depot. Für deren Kühlschränke brauchte es Natureis, das in schwerer Arbeit im Jänner aus dem Innfluss geschlagen wurde und im Eiskeller, der heute aufgrund der Autobahn nicht mehr existiert, gelagert wurde. Die Erzählungen von Paula, wie sie mit 10 Jahren die Bierflaschen mit ihren Schwestern waschen, die Kegeln der Kegelbahn aufstellen musste, bei den Tieren und in der Küche half, sind immer noch präsent.
Der zweite Weltkrieg folgte, die Männer wurden eingezogen und die blutjunge Paula schmuggelte Lebensmittel über die Berge von den Verwandten in Ratschings nach Hause. Wieder wurden die Zimmer zu Wohnungen und 7 Familien fanden im Badl ihr zu Hause, bis sie wieder in ihr eigenes Daheim zurück durften.
es geht aufwärts
Nach Kriegsende 1945 erholte sich die Wirtschaft, und ab 1950 setzte auch der Tourismus langsam ein. Es wurden viele Investitionen getätigt. 1957 kam die erste Gruppe von Gästen und man renovierte die Zimmer mit fließendem Wasser. 1965 übernahm Paula, nach dem Tod von Lenz das Badl und musste sich mit dem Beginn des Autobahnbaues auseinandersetzen, der dann um1970 fertiggestellt wurde.
Für Paula war dies sehr schlimm mitzuerleben, die schöne Lage war dahin, alles nur noch eine einzige Baustelle. Der Bau führte über Grund und Boden, jegliche Verhandlungsversuche Weinkeller, Quelle oder Grund zu behalten, führten zu nichts. Es gab sehr wenig Geld als Ablöse und viele schlaflose Nächte.
die Liebe zum BADL
Wie glücklich war Paula, als in den Jahren darauf ein großer wirtschaftlicher Aufschwung zu spüren war. Der Tourismus nahm enorm zu und damit auch die Ansprüche der Gäste. Wie wertvoll war nun die Ein- und Ausfahrt in Hall Richtung Innsbruck und Unterland. Nun bestens erreichbar, profitierte das Haus sehr von dieser neuen Verbindung.
1980 übernahm Elke das Badl und nach und nach wurde das Haus zeitgemäß saniert und verschönert. Alle Zimmer hatten nun Privatbäder, die Heizungsanlagen wurden erneuert, die Rezeption und die Eingangshalle wurde gebaut, das Stallgebäude musste einem Aufbau mit Balkonen und großzügigen Zimmern weichen, die Küche wurde erweitert und neu ausgestattet und 1989 wurde die große Fichtenstube – das Saalele – angebaut. Das Restaurantgeschäft lief gut, internationale Gäste kamen, die Zimmer waren im Sommer voll belegt und Elke war unglaublich fleißig und das Badl war ihre Leidenschaft.
bis heute
ist das BADL in Frauenhand der Familie Steiner. Seit 2008 ist Sonja die Mama des Hauses - kümmert sich um das Badl, die Gäste und das Team. Seit sie das Haus übernommen hat, hat sich Schönes und Neues getan. Zimmer, Garten und Räume wurden renoviert und mit viel Liebe und wunderbaren Kunstwerken gefüllt, weil das Leben inmitten von alten Geschichten, Kunst und Freude, einfach gut tut. Ihre Arbeit ist ihre Leidenschaft und die Rezeption ihr Wohnzimmer, in dem ihr Menschen, Hund und Katz gerne Gesellschaft leisten.
Nun, in 6. Generation folgt Lara mit Begeisterung und ganz viel junger Energie, auch ihre Geschwister helfen mit wenn Zeit bleibt und das Badl schätzt sich glücklich - es wird nach wie vor mit Hingabe und im Sinne der folgenden Generationen geführt. Das Haus – nunmehr seit 1899 im Besitz derselben Familie - ist das Zuhause der Familie Steiner und für Menschen aus aller Welt, die kommen, um sich wohl und daheim zu fühlen.